Die Synagoge in Schenklengsfeld

Ab den 1820er Jahren bildeten die Juden des Dorfes eine eigenständige Synagogengemeinde orthodoxer Prägung, die dem Rabbinat Fulda unterstand. In ihrem Besitze war bis 1833 ein Gemeindehaus, das vermutlich schon im 18.Jahrhundert als Synagoge, Schule und Wohnung des jüdischen Religionslehrers genutzt wurde; dann wurde es wegen Baufälligkeit abgerissen und ein neuer Synagogenraum in einem Anbau eines Privathauses bezogen. Diese Räumlichkeit wurde später vergrößert, sodass sie bis Anfang der 1880er Jahre den Ansprüchen der Gemeinde genügte. 1883 wurde ein Synagogenneubau errichtet und eingeweiht. Er stand an der gleichen Stelle, an der sich schon die alte Fachwerk-Synagoge befunden hatte.


Am 24.November 1883 berichtete das „Hersfelder Intelligenz- und Anzeigeblatt” über die Einweihungsfeierlichkeiten:

Schenklengsfeld, 22.November. Ein imposanter Zug bewegte sich am 15. d.M. durch die Straßen unseres Ortes nach der neuerbauten Synagoge, an welchem Tage der Weiheakt derselben vollzogen wurde. Den Zug eröffnete die Schuljugend … Dann folgte das Musikkorps. Hinter demselben schritt die Schlüsselträgerin, auf einem weißen Atlaskissen den Schlüssel zur Synagoge tragend. Es folgte der Baldachin, unter welchem 10 Männer mit schön geschmückten Thorarollen schritten, … Dann folgten die Ehrengäste, mit dem Herrn Bürgermeister an der Spitze, … Im Synagogenhof angelangt, wurde der Schlüssel unter einer poetischen Ansprache dem Bauunternehmer überreicht, der ihn dann unter kurzen bündigen Dankesworten dem Vorsteher Herrn Israel Katzenstein behändigte. … Der Schlüssel wurde darauf in die Hände des Herrn Kreisvorstehers Weinberg gelegt, der, nachdem er in bewegenden Worten den Segen Gottes auf die in das Gotteshaus Eintretenden erfleht, die Pforte öffnete, durch die die nach Hunderten zählende Menge in die inneren Räume der Synagoge strömte, die in vollen Lichtschein erglänzte. …